Mittwoch, 16. November 2011

Besser als das Original

Mein erster Eintrag mit einem richtigen Thema... schade, dass ich noch keine Leser habe.

Wie entscheide ich eigentlich in welcher Sprache ich ein Spiel spiele?
Ich freue mich eigentlich immer, wenn mir die Option geboten wird das Spiel im englischen Original zu spielen. Leider merkt man bei Spielen viel zu häufig, dass das Bemühen um eine korrekte Übersetzung in viel engeren Grenzen gehalten wird, als beispielsweise bei einem Film.

Meine älteste - und vermutlich erste - Erfahrung mit einer miesen Synchronisation hatte ich beim spielen von Half Life 2. Damals war ich gerade 16. Ich musste nur die ersten Worte ("Munter ans Werk, Mr. Freeman.") des berüchtigten G-Man hören, um zu wissen, dass durch die deutsche Synchro eine Menge Atmosphäre flöten geht.

Hier zum Vergleich:

Auf deutsch



Und auf englisch



Wahrscheinlich spielt hier, wie bei so vielen Dingen, die subjektive Wahrnehmung eine große Rolle. Auf mich wirkt die Stimme des deutschen G-Mans jedenfalls sehr gekünstelt. Der Versuch, hier die "Redeweise" des englischen G-Mans zu übernehmen ist arg nach hinten los gegangen. Da hätte man sich vielleicht am ersten Teil orientieren sollen. Hier spricht der Synchronsprecher des deutschen G-Man ganz normal und macht seinen Job dadurch unendlich besser. Sich am Original zu orientieren ist wohl scheinbar nicht immer die beste Lösung. Das wissen sicher auch viele Simpsons-Fans.
Bei Fortsetzungen die Synchronsprecher auszutauschen ist übrigens ein überdeutliches Zeichen dafür, wie wenig ernst man das Medium nimmt. So habe ich zum Beispiel Mass Effect 2 auf englisch gespielt obwohl mir die Synchronisation von Mass Effect 1, mal abgesehen von ein paar Betonungsfehlern, gut gefallen hat. Ich muss zugeben, dass ich die Hintergründe nicht kenne und vielleicht gibt es ja einen guten Grund dafür, dass der Sprecher des ersten Teils für die Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung stand. Aber auch beim vorherigen Beispiel Half Life 2 finde ich keine Stimme, die man aus dem Vorgänger kennt -und der war meiner Meinung nach sehr gut synchronisiert.

Bei diesem Thema muss ich allerdings noch eine Ausnahme erwähnen. Ich habe heute einen Trailer zu Assassin's Creed - Revelations gesehen. Darin gibt eine der Hauptfiguren, Desmond, die Vorgeschichte des neuen Teils wieder. Der Sprecher war super und ich hab mich gefragt, wieso ich Assassin's Creed 2 und Assassin's Creed - Brotherhood (Assassin's Creed 1 war mir bisher immer zu eintönig) eigentlich nicht auf englisch gespielt habe. Zumindest bei Brotherhood erinnere ich mich an die Option, die die Möglichkeit bot, die Sprache umzustellen.
Dann fiel es mir allerdings wieder ein: Die Hautphandlung spielt in Italien und so wurde jeder Figur ein italienischer Akzent verpasst. Der Clou: In der deutschen Fassung sprechen die Figuren akzentfrei. Warum hielt man den italienischen Akzent in der Originalfassung für nötig? Verspricht man sich davon mehr Atmosphäre? Ich finde, es kostet eine Menge Atmosphäre, wenn alle Figuren im Spiel mit einem Akzent daherkommen. Ich meine: Jeder weiß, dass die Handlung in Italien spielt und ich denke es müsste auch jedem klar sein, dass die Figuren sich normalerweise auf italienisch unterhalten müssten. Bei den deutschen Fassungen von Die Purpurnen Flüsse oder Pakt der Wölfe reden ja auch nicht alle mit französischem Akzent.
Da fällt mir ein, dass Gunnar Lott und Christian Schmidt in ihrem Podcast Stay Forever zum Thema Baphomets Fluch ähnliches erwähnt haben. Ich habe dieses Spiel nie in der Originalfassung gespielt, aber da sprechen die französischen Charaktere wohl auch alle mit einem französischen Akzent, der im deutschen fehlt. Zwar macht die Entscheidung FÜR den Akzent bei Baphomets Fluch mehr Sinn, da man dort einen Amerikaner spielt der mit Franzosen interagiert, doch zeigt die deutsche Synchronisation eindrucksvoll, wie man auch durch das gelegentliche Einstreuen eines "Bonjour" oder "Monsieur" genug des französischen Flairs einfangen kann. Jedenfalls behauptete Gunnar Lott (oder war es Christian Schmidt?), dass die deutsche Synchronisation von Baphomets Fluch besser sei als das Original.

Das sind zwei interessante Beispiele, die neben dem Fehlen eines überflüssigen Akzents noch eine weitere Gemeinsamkeit haben. Man orientierte sich nicht zu sehr am englischen Original, sondern erlaubte sich auch ein wenig kreative Freiheit. So kann man durch seine Arbeit als Synchronsprecher und Dialogregisseur das Produkt vielleicht sogar verbessern und einen eigenen Kult schaffen, der sich unabhängig vom Original einordnen kann.

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